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elisabt5

Auf den Hund gekommen

Aktualisiert: 26. Mai


Das sind Xeni und Pipo.


Als mich Andrea im September 2021 anrief und meinte, sie hätten den perfekten Platz für unser Projekt gefunden… in Albanien… war ich zunächst skeptisch. Aber ich wollte mir diesen Platz natürlich anschauen und flog in den Herbstferien nach Tirana.

Den ersten Tag verbrachte ich in Kruja, nicht weit von Tirana, dessen Altstadt und Burganlage zu den "must sees" von Albanien gehört. Und dort sprach mich Xeni an, der eigentlich so etwas wie ein Hausmeister auf der Burganlage ist, aber gerne auch den Fremdenführer gibt. So lernte ich an diesem Nachmittag eine Menge Plätze in und um Kruja kennen und wir legten den Grundstein für unsere Freundschaft.


Pipo ist Xeni vor etwa eineinhalb Jahren vor das Auto gekrabbelt - ein winziger Welpe, der ohne ihn vermutlich nicht lange überlebt hätte. Albanien ist ein muslimisches Land - und auch wenn es die offensten, tolerantesten und zum Teil auch unkonventionellsten Muslime sind, die ich kenne, haben sie eines mit ihren Glaubensbrüdern in anderen Ländern gemeinsam: Hunde sind nicht besonders beliebt. Sie gelten als schmutzig, unrein, man hält sie nicht im Haus, man hält sie - wenn denn schon - eigentlich auch nur zum Zweck eines Wachhundes.

Dennoch werden sie als Straßenhunde häufig auch toleriert, denn sie beseitigen Unrat und jagen auch Ratten. Und nicht zuletzt schreibt der Koran auch eine Barmherzigkeit gegenüber Tieren fest! Daher finden sich auch für die freilebenden Hunde immer wieder mitleidige Menschen, die ihnen Futter und Wasser hinstellen und ihr Leben ermöglichen.

Xeni ist aber noch ein bisschen mehr als nur barmherzig, er nahm Pipo auf - so wie später auch noch die beiden Kater Jessi und Bianco - und sie sind für ihn und seiner Frau Xhuma Familienmitglieder. Und irgendwie hat er auch ein besonderes Talent, immer wieder über bedürftige Tiere, die irgendjemand irgendwo zum Sterben abgelegt hat, zu fallen.

So kam es auch, dass ich am 27. Dezember eine Nachricht von ihm bekam, dass Pipo in der Nacht stolze Mutter von sechs zauberhaften Welpen geworden war - gefolgt von Bildern und Videos, in denen sechs winzige, noch blinde Gesellen über das Sofa und Pipo robben, quietschen, trinken und schlafen.


Natürlich war ihm klar, dass er finanziell überhaupt nicht in der Lage ist, diese Welpen großzuziehen, aber trotzdem hätte er es auch niemals übers Herz gebracht, auch nur einen einzigen nicht bei Pipo zu lassen. Und natürlich sicherte ich ihm finanzielle Hilfe zu - und so wurden wir zu den Puppie-Heros, die alles taten, um sie zu gesund groß werden zu lassen.

Apropos groß - groß wurden sie sehr schnell, da sowohl Mutter als auch potentieller Vater zu den großen Vertretern ihrer Art gehören.


Wir posteten süße Welpenbilder auf verschiedenen Kanälen in der Hoffnung, Albanienreisende oder auch Menschen in Albanien zu finden, die ihr Herz an eines dieser zauberhaften Geschöpfe verlieren würden - doch ohne Erfolg.




Sie wurden geimpft, bekamen in einem abgelegen Teil der Burg ein selbstgebautes Häuschen und verschlangen Unmengen von Futter...


In den Osterferien besuchte ich Xeni, Xhuma und die Welpen für ein paar Tage, denn obwohl ich eigentlich schon längst entschieden hatte, an wen von den sechs ich mein Herz verloren hatte, wollte ich sie mir alle noch einmal genau ansehen und auf mich wirken lassen - und auch Andrea und Elmar Bilder und Videos schicken. Auch sie hatten schon eine Favoritin, aber so richtig sicher waren wir uns alle nicht.

Und sie machten es mir wahrhaftig nicht leicht - ein wilder, verspielter, verschmuster Hundehaufen, der das Leben auf der Burg in vollen Zügen genoss.

Jedoch nicht zu jedermanns Vergnügen. Die Touristen liebten es zwar, sich mit ihnen fotografieren zu lassen, doch unter den Einheimischen mehrten sich Beschwerden und es gab auch offen ausgesprochene Drohungen. Xeni und Xhuma machten sich große Sorgen, ließen die Hunde nur noch ungern alleine und in der Nacht kamen sie entweder in ihren Innenhof oder in Xenis Werkstatt auf der Burganlage.



Und sie sollten leider recht behalten. Vor wenigen Tagen wurde Azura von irgendjemandem getötet, während Xeni und Xhuma bei uns in Sterbeg waren. Und unserer große Sorge gilt nun den übrigen dreien - Coco, Kiko und Pipo-2!


Wenn wir keinen sicheren Platz für sie finden, wird auch ihr Leben niemals wirklich sicher sein.



Doch zurück zu den schönen Geschichten. Viel zu schnell verging die kurze Zeit mit meinen Freunden und den Welpen und ich musste zurück nach Berlin.

Ein letzter Kaffee, dann gings in Richtung Auto - natürlich mit Begleitkomitee - und zum Flughafen.



Unsere Entscheidung für unsere beiden ursprünglichen Favoriten - Bela und Bebia - war gefallen und nun kamen die letzten Vorbereitungen für die Übersiedlung nach Sterbeg.

Zunächst mussten sie lernen ein Halsband zu tragen - was ihnen anfangs sichtlich großes Unbehagen bereitete.


Dann stand noch Tollwutimpfung und Entwurmung an - und die erste Autofahrt ihres Lebens.



Aufgeregt nahmen sie ihr neues Zuhause unter die Schnüffelnasen und fanden schnell so ziemlich jeden noch so kleinen Durchschlupf zum Nachbargrundstück. Elmar konnte die Lücken gar nicht so schnell schließen, wie sie von ihnen entdeckt wurden.


Und der im Internet als brauchbar angepriesene Hühner- und Hundezaun verfehlte seine Wirkung bei den beiden völlig. Er war niedergerissen, ehe man bis drei zählen konnte.


Doch zum Glück werden die kleinen Wildfänge wie auch Kinder schnell müde und genießen ein kleines Schläfchen, in dem man nicht ständig aufpassen muss, dass sie nicht im wahrsten Sinne des Wortes über Tische und Bänke gehen.

Sie sind beide sehr gelehrig und lernen - Dank Xenis frühen Erziehungsbemühungen - schnell.


Aber wehe wenn sie wieder wach sind ;)




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