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Können diese Augen lügen?

  • elisabt5
  • 15. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Das ist meine Hündin Bela,

...und dann gibt es natürlich auch noch ihre Schwester Bebja, die zu Elmar gehört - beide den treuen Leser bereits aus vorherigen Blogs bekannt.

Für beide gilt: Manchmal sanft wie ein Lamm, manchmal stur wie ein Bock und manchmal blöd wie ein Schaf...

Alle klugen Schafe mögen mir den letzten Teil des vorherigen Satzes verzeihen, denn ich weiß wohl, dass Schafe eigentlich gar nicht blöd sondern im Gegenteil superschlau sind.

Aber wenn unsere beiden Blödbrackel-Sisters zu zweit - oder am besten noch mit dem nichtsnutzigen Schwarznasenbär (ein kleiner schwarzer Rüde aus der Nachbarschaft) unterwegs sind, machen sie nur "budallalleqe" - zu Deutsch Dummheiten.

Und vom Schwarznasenbär haben sie einiges gelernt, das ihnen unheimlich viel Spaß macht: Autos jagen, Mopeds jagen, Hühner jagen und fremde Katzen jagen.

Und ja, vor allem seit der Herbst und der Winter mit dem Regen kam und wir mehr Zeit im Haus als mit ihnen draußen verbrachten, wurden all diese Jagdobjekte immer mehr zum Trostbonbon, wenn das Warten darauf, dass mal endlich jemand trotz feucht und kalt rauskommt und für Unterhaltung und Aufgaben sorgt, zu lange dauerte.

 

Um Weihnachten herum mehrten sich die Gerüchte, dass sich die zwei nicht nur mit Hühnerscheuchen und dem Mopsen von Schlachtabfälle von den Nachbarn begnügen, sondern sich durchaus auch schon mal in das ein oder andere Federvieh ihre Beißerchen schlagen. Und alles was oben an unserer Einfahrt die Straße entlangfuhr und -lief, wurde mit einschüchterndem Gebell überschüttet, denn sie wollten uns ja zeigen, wie gut sie auf uns aufpassen - vermutlich in der Hoffnung auf mehr Anerkennung und lobende Anwesenheit von uns.

Die nächsten Klagen kamen also von Eltern, deren Kinder auf dem Weg zu Schule, die 50m von uns entfernt ist, sich vor Angst nicht mehr weitertrauten.


Also erstmal Schluss mit lustig Lotterleben - und zwar beidseitig! Nun war Training und Aufsicht angesagt...

Die Terrasse bekam ein schönes Geländer nebst Törchen, damit die zwei, wenn wir irgendwo mit anderen Dingen beschäftigt waren, nicht ausbüxen konnten. Und wir übten nun fleißig mit ihnen auf kilometerlangen Spaziergängen, dass Autos, Mopeds, Menschen auf der Straße, Hühner, Katzen und andere Hunde gefälligst ignoriert werden - weil wir das viel lieber mögen!!!

Aber wenn die Kinder in der Schule waren, die Mopedfahrer schon bei der Arbeit, dann war auch öfter noch Freigang mit Schwarznasenbär erlaubt.


Bis dann eines Tages ein aufgebrachter Mann vor unserer Einfahrt parkte. Seine Kinder hatten ihn bei der Arbeit angerufen, weil zwei Hunde - deren Beschreibung auf unsere passte - gegen 14:15 vor ihren Augen zwei Hühner gerissen haben sollten.

Unmöglich, erklärte ich im Brustton der Überzeugung, um diese Zeit waren sie definitiv bei uns auf der Terrasse in Sicherheitsverwahrung!

Der Mann war zunächst durch meine Versicherung beruhigt, ich auch - bis mir Elmar sagte: Nö, so gegen zwei hab ich die zwei rausgelassen…


Ich unterzog die Schwestern einer hochnotpeinlichen Befragung:

„Habt ihr Hühner geräubert? Los, raus mit der Sprache!“

Zwei Augenpaare schauten mich voller Überraschung an.

„Hüüühner? Wiiiiir??? Niiiiiemalsnicht!!! Du weißt doch, wir liiiieben die Hühner! Wir würden ihnen niiie etwas antun!!!“

Dass sie nicht die Pfoten zum Schwur hoben, war alles, doch für einen kurzen Moment schien mir ein verschlagenes Grinsen über ihre Lefzen zu huschen. Aber ihre Augen hielten sanft und aufrichtig meinem inquisitorischen Blick stand.


Dennoch schlief ich in der Nacht schlecht, denn ich hatte dem Mann gegenüber - wenn auch nicht wissentlich - gelogen.

„Lass uns schnell noch bei ihm vorbeifahren und ihm sagen, dass wir es doch nicht ausschließen können, dass es unsere waren“, sagte ich zu Andrea, als wir am nächsten Tag aus Tirana zurückkamen und in unsere Straße einbogen.

Aber das war gar nicht nötig, er stand bereits wieder vor unserer Einfahrt. Dieses Mal fast in Tränen aufgelöst…

Mittlerweile belief sich die Hühnerleichenzahl auf sieben, aber das Schlimmste war für ihn das Entsetzen seiner Kinder, die die Hühner nach der Schule ins Freie lassen wollten, während unsere Mädels darin den Startschuss für eine Federparty sahen.

Der nächste Tag brachte einen laaaangen Zaun und viele Zaunpfähle. Ein großes Stück vom oberen Grundstück wurde eingezäunt, der ziemlich wackelige Zaun zum Nachbarn mit allem, was wir zur Verfügung hatten, erhöht und rechts und links ein Holztor errichtet, so dass die beiden, außer den langen täglichen Spaziergängen an der Leine, zwar genug Bewegung, aber auch keine Möglichkeit zum Rumwildern mehr haben sollten.


Doch irgendetwas an unserem Baueifer hat vor allem Bela missverstanden.


Tag 1: Oh, ein Türchen, ich glaube sie wollen, dass ich lerne, wie man da drüber springt. Kann ja sein, dass ein böser Mann kommt und ich schnell eingreifen muss. Kein Problem!

Stolz stand sie vor der Haustür und wollte gelobt werden.


Tag 2: Hmmm, was haben die denn da oben dran genagelt? Ah, verstehe! Erhöhter Schwierigkeitsgrad! Sie wollen mich trainieren. Mal schauen...

Stolz stand sie vor der Haustür und wollte gelobt werden.


Tag 3: Noch höher... jetzt wird es schwierig... aber Moment mal... wie machen die das beim Rugby... einfach unten durchbrechen...

Stolz stand sie vor der Haustür und wollte gelobt werden.


Tag 4: Ok, jetzt haben sie das unten auch mit stärkeren Brettern dicht gemacht - aber was ist mit dem Zaun? Aha, feste drücken dann pass ich unten durch!

Stolz stand sie vor der Haustür und wollte gelobt werden.


Tag 5: Metallhaken im Boden... der Zaun gibt nicht nach. Na dann, wäre doch gelacht, wenn ich nicht auch über 1,60 Maschendrahtzaun klettern kann... autsch, piekst oben... geschafft!!!

Stolz stand sie vor der Haustür und wollte gelobt werden.



Ich war mittlerweile soweit, zu überlegen, ob ich sie an einen Zirkus verkaufen könnte, Elmar hätte ihr am liebsten eine elektronische Fußfessel angelegt, die ihr jedes Mal einen Stromschlag verpasst, wenn sich die Hinterläufe höher als 50 cm über dem Boden befinden und Bela dachte vermutlich sie trainiert für den Weltrekord für Springpferde...

Unsere Zäune haben mittlerweile noch jede Menge improvisierte Verbesserungen erhalten, die Törchen sehen mit ihren Erhöhungen und Anbauten aus wie "ist das Kunst oder kann das weg" - und dennoch findet sich immer wieder ein Weg nach draußen.

Doch wenigstens hat sie die Beschäftigung mit dem erfolgreichen Überwinden von Grenzen bzw. die Akzeptanz, dass es verdammt schwer ist, noch einen Weg nach draußen zu finden, mittlerweile von der Gier nach Autos, Mopeds und Hühnern ein wenig abgelenkt.

Kleine Schritte sind auch Schritte.


Aber laaaaaaaangweilig ist ihnen schon immer noch oft genug, und dann weiß man nie, welche Dummheiten ihnen als nächstes durch den Kopf gehen ... :/

 

 
 
 

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