
Kruja
Die Burg von Kruja ist für die Albaner so etwas wie ein Nationalheiligtum. Sie war Skanderbergs Stützpunkt im Kampf gegen die Osmanen, daher steht auch hier das gleichnamige Museum, in dem man aber vergeblich historische Gegenstände sucht. Es ist eher ein heroisches Denkmal, entstanden in der Zeit des kommunistischen Regimes und illustriert die albanische Geschichte.
Wesentlich interessanter ist das Volkskundemuseum, das mit Originalen aus dem 19. Jhd. ein Bild des Lebens der albanischen Aristokratie dieser Zeit zeichnet.
Doch auch abseits vom musealen Kontext, ist Kruja immer einen Ausflug wert! Wie an den Berg geklebt wirkt das Städtchen auf der serpentinenreichen Fahrt aus der Ebene, und der spektakuläre Ausblick von der auf einem Felsen thronenden Burganlage, dessen steile, nahezu uneinnehmbare Wände auch heute noch zeigen, warum dieser Ort Skanderbergs siegreichen Feldzug erst möglich machte, reicht bei klarer Sicht über die weite Ebene bis ans Meer.
Auf der Burganlage befinden sich, neben den Museen im mittleren Burgteil, zum einen die sogenannte Oberburg, mit dem alten Uhrenturm, zum anderen Restaurants und B&Bs in schönen alten Häusern im osmanischen Stil und charmanten Sitzgelegenheiten auf geschichtsträchtigem Boden. Mein Tipp für Essen und Übernachtung ist hier Rooms Merlika, dessen herzlicher Inhaber sehr gut Englisch spricht, und das mit seiner historischen Einrichtung beim Essen und
Schlafen in die Vergangenheit zurückversetzt.
In der sogenannten Unterburg finden sich, neben dem alten türkischen Hamam, einer byzantinischen Kapelle und einem Derwischkloster, etwa 20, auch heute noch bewohnten Wohnhäuser aus osmanischer Zeit, die sich in den engen, nur zu Fuß und auf unwegsamem Kopfsteinpflaster zu erreichenden Gassen drängen und bei jedem größeren Unwetter Schaden zu nehmen drohen - sofern sie nicht von wohlhabenden Investoren aufgekauft und mit viel Geld in schicke B&Bs und Hostels umgebaut und grundsaniert wurden.
In einem von ihnen leben meine Freunde Xeni und Xhuma. Xeni ist zwar eher so etwas wie ein Hausmeister auf der Burganlage, aber insgeheim ein leidenschaftlicher Fremdenführer, der euch gerne die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten dieses Ortes vorstellt.
Auch der alte Basar, lohnt einen Besuch, denn hier werden - neben dem ziemlich unnötigen Touristenschnickschnack made in China - manch historisches Gewand, andere antike Gegenstände und Militaria aus den Weltkriegen und dem kommunistischen Regime verkauft. Außerdem bietet er eine große Auswahl schön gefertigte Gebrauchsgegenstände aus Olivenholz und handgewebte Teppiche, die sich am traditionellem Design orientieren.
Ebenfalls einen Abstecher wert ist Tekke Sari Saltik - ein Bektashi Heiligtum - und eines von sieben vermutlichen Gräbern des Sari Taltik, einem Gefährten von Haci Bektash, der in Kruja wundersame Heldentaten gewirkt haben soll.
Nun, unabhängig davon, ob er hier tatsächlich begraben ist oder nicht, strahlt die geheimnisvolle Quellgrotte eine mystische Ruhe aus, die mich immer ganz still und ehrfürchtig werden lässt.
Vielleicht liegt es aber auch an der kurvenreichen Bergstraße, die sich in manchmal furchteinflößendem Serpentinen immer höher auf den Berg windet und atemberaubende Ausblicke auf unberührte Natur schenkt.