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Durres

Durres ist meine kleine Italienerin, in die ich mich eigentlich erst vor eineinhalb Jahren verliebt habe. Warum? Einfach weil sich die eigentlich nur 35 Minuten bis ins Zentrum der Stadt im Hochsommer, wenn die Touristen zu Tausenden die Bettenburgen in Durres Plazh und den Strand belagern, auf bis zu zwei Stunden und mehr in Stau und Hitze ausweiten können. Daher habe ich es erst an einem späten Oktobertag gewagt, mir diese Stadt anzusehen - und war schnell schockverliebt!

 

Palmen säumen den breiten Bulevardi Epidamn mit einer Vielzahl von Restaurants, Cafés, Geschäften und dem architektonisch sehr reizvollen Freiheitsplatz. Parallel zu diesem Vorzeigeboulevard kann man in verwinkelten Gassen die Relikte des Mittelalters und der Antike entdecken, die sich auf sehr bizarre und doch reizvolle Art in die moderne Skyline, die sie umgibt, einfügen. Und ebenfalls fußläufig von der Altstadt gelangt man zur Strandpromenade, die gerade im Herbst, wenn Wind und Wellen sie umtosen, vermutlich schöner ist als während der Saison, wenn man auf ihr inmitten der Touristenströme entlangspaziert. 

Den kruden Mix aus Antike, Mittelalter und Moderne erklärt ein kurzer Blick auf die Geschichte von Durres. Neben Apollonia und Butrint war Durres, damals Epidamnos genannt, die dritte der griechischen Kolonien in Albanien und wurde von Cäsar vergeblich belagert. Erst unter Augustus siedelten sich hier einige römische Veteranen an, deren Vorliebe für Blut und Spiele vermutlich das griechisch untypische Amphitheater zu verdanken ist. Im Mittelalter gaben sich die Byzantiner, die Normannen, die Franzosen und die Venezier die Klinke in die Hand, was die mit ihrem Naturhafen an der Via Egnatia eigentlich strategisch günstig gelegenen Stadt anging. Doch dann kamen die Osmanen. Der Hafen versandetet, die Gegend war von Malaria verseucht und die Menschen zogen in andere Regionen. Anfang des 20. Jhd. war Durres nichts als ein verschlafenes Dorf mit etwa 120 Häusern. Erst unter den Kommunisten, die die Möglichkeiten der Hafenstadt erkannten - die heute mit Güterumschlag und Fährverbindungen Albaniens Tor zur Welt darstellt und die zweitgrößte Stadt des Landes ist - erreichte die Bevölkerung wieder die Zahl der Antike.

 

Auch hier lohnt, selbst wenn die Sehenswürdigkeiten an einem Tag abgegangen werden können, eine Übernachtung. Das Nachtleben in Durres ist lebendig, die beleuchteten Stadtansichten großartig und ich empfehle nach dem Frühstück einen Trip nach Kap Rodon, einer zwischen Durres und Lezha gelegenen Halbinsel mit schönen Stränden, einer Kirche aus dem 12. Jhd. und der gleichnamigen mittelalterlichen Festung. In der Saison bewirtschaftet, in der Nebensaison nicht, wirkt dieser Ort mit seiner ins Meer ragenden Kaimauer wie ein seltsames Ende der Welt. Warum seltsam, könnt ihr vor Ort erkunden, hier werde ich ausnahmsweise mal nicht spoilern.

 

Mein Übernachtungstipp für Durres: Ghulia Albergo, zentral und in unmittelbarer Nähe zum Prachtboulevard, der Altstadt und der Strandpromenade und auch noch mit einem - zwar öffentlich und damit auch zahlpflichtigen - Parkplatz direkt vor der Tür gesegnet. Wer jemals einen Parkplatz in Durres (und das auch mitten im Winter) gesucht hat, weiß es zu schätzen! Große Zimmer, Balkon zur ruhigen Altstadtgasse und tolles Frühstücksbuffet gibt's obendrauf. 

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